"Das Telefonieren im öffentlichen Raum per Face-Time mit lauter Rede und Gegenrede ist ein Ärgernis an Indiskretion und Lärmbelästigung geworden, gegen das man sich, wenn es von Mitarbeitern eines Restaurants verursacht wird, offenbar nicht wehren darf, denn im Italia, in dem wir bisher Vicenzo Palomba für die Führungskraft hielten, wurden wir soeben aufgrund dieser Beschwerde nach 30 Jahren Stammkundschaft von seiner Frau des Hauses verwiesen. Wir kamen, wie so oft, am späten Nachmittag des durchgehend geöffneten Samstags zu einem teils privaten teils geschäftlichen Essen zusammen. Treffen dieser Art fanden an diesem Ort ungezählte Male statt, auch im Rahmen privater Feiern, rein beruflicher Begegnungen oder einer Zusammenkunft im Freundeskreis. Das Haus verfügt über zwei große offene Gasträume, von denen einer nur bei großem Gastaufkommen in Betrieb ist. In diesen hätte man sich heute mit dem Bedürfnis, privat zu telefonieren, jederzeit zurückziehen können. Stattdessen wurde dreimal hintereinander lauthals im Gastraum telefoniert, was zu einem permanenten Hintergrundgeräusch aus aufgeregter Rede und blecherner Gegenrede führte, die zunehmend den zu dem Zeitpunkt geschäftlichen Teil unseres Gespräches störte. Ich kontaktierte daraufhin eine zum Haus gehörige Dame, die ihre Privatkontakte ungeniert und ausführlich hinter der Theke pflegte. Auf meine Bitte hin explodierte sie in Aggression, gebärdete sich wie eine wilde Furie, stürmte davon, kam zurück, knallte unsere Rechnung auf den Tisch und verwies uns umgehend des Hauses. Wie wir erfuhren, handelte es sich um die Gattin des Geschäftsführers, mit der wir bisher keine Bekanntschaft gemacht hatten. Wohl aber schien sie uns zu kennen, denn in dem kaum verständlichen Wortschwall, mit dem sie uns überzog, kam zum Ausdruck, dass sie offenbar seit längerem Anstoß daran nahm, dass wir bereits des Öfteren um besseren Nichtraucherschutz gebeten haben. Leider wird damit an diesem Ort sehr lax umgegangen. In der Regel stehen Türen zu Räumen, in denen geraucht wird, offen, und der Rauch zieht in die Garderobe und an die Gasttische. Das hat unserer Treue zum Haus aber bisher keinen Abbruch getan, wir haben, wie gesagt, lediglich in solchen Fällen um das Schließen der entsprechenden Türen gebeten. Bei unserem Abschied von unserem Lieblingskellner Domenico hatte dieser Tränen in den Augen. Erst von ihm erfuhren wir, um wen es sich bei der cholerischen Dame handelt. Signore Palomba hat sich offenbar das Ruder aus der Hand nehmen lassen. Das Ristorante Italia ist nach 30 Jahren für uns Geschichte. Schade."