"Am gestrigen Freitag fand das diesjĂ€hriges Band Weihnachtsessen mit unseren Frauen statt, wobei die Wahl des Austragungsortes diesmal nicht so ganz reibungslos wie in den Vorjahren abgelaufen war. Das zunĂ€chst auserkorene und uns völlig unbekannte Lokal hatten meine Frau und ich im Vorfeld zu einem Probeessen aufgesucht; das betriebskantinenartige Ambiente gefiel uns absolut nicht, die Toiletten waren im Keller und angesichts des BĂŒffets weigerte ich mich, hier ĂŒberhaupt etwas zu essen. Das schon stark zerfledderte SalatbĂŒffet sah aus, als ob eine Rotte Schwarzwild durchgezogen wĂ€re, in den anderen Bottichen sah es auch nicht viel besser aus. Meine Frau und ihre mitgefahrene Freundin assen irgendein Fischgericht; ich sass daneben, ass nichts und meldete bei der nĂ€chsten Probe die Simbas vom Weihnachtsessen 2023 ab. Das sollte dann aber auch nicht auch nicht sein. Mein eigener aktueller Vorschlag fand keinen Gefallen, weil ich ĂŒbersehen hatte, dass dieser Gastrobetrieb neuerdings bereits um 19 Uhr seine Pforten schliesst. Ausserdem war meine Wahl der Gattin eines Mitmusikers zu gewöhnlich und nicht fein genug . Unsere bereits getĂ€tigte Reservierung habe ich, als ich es bemerkte, sofort storniert; das bandseitige Gemeckere war groĂ und unser Mitmusiker und Proberaumgeber reservierte ohne groĂe RĂŒckfrage an unsumgehend einen Tisch fĂŒr den 08.12. in dem Lokal, in dem wir dann gestern auch um 18 Uhr landeten, nĂ€mlich der Trattoria Al Binario in St.Ingbert. Die anderen Mitmucker, allesamt wohnhaft in St.Inbert, kannten dieses Lokal von etlichen Besuchen ĂŒber die Jahre weg; einer war sogar noch am vergangenen Mittwoch nebst Gattin dort zum Essen gewesen. Durch die Bank weg war man voll des Lobes ĂŒber KĂŒche und Service. Meine Frau und ich waren ErsttĂ€ter und sehr gespannt. Barrierefreiheit ist am und im Al Binario nicht gegeben; können Rollifahrer mit krĂ€ftiger Begleitperson den Eingangsbereich mit seinen vier oder fĂŒnf Treppen noch ĂŒberwinden, ist fĂŒr sie spĂ€testens dann Fahnenstangenende, wenn sie nicht im Erdgeschoss Gastraum speisen sondern in den Gastraum eine Etage höher gelangen wollen; eine lange Treppe verhindert dies absolut. Angeblich soll es rechts am Haus noch eine von der Strasse aus ebenerdig erreichbare Terrasse geben; fĂŒr diese Jahreszeit natĂŒrlich keine Option. Ob es zu den Toiletten ĂŒber Stufen geht, kann ich nicht sagen, weil ich die NassrĂ€ume nicht besucht habe. Ansonsten ist das Ambiente unauffĂ€llig, das Mobiliar entspricht dem Mobiliar, das man beim Normal Italiener gemeinhin antrifft: fĂŒr mich mit drei Sternen zu bewerten. Zwei Sterne mehr gibt es fĂŒr den Bereich Sauberkeit . Den Service versahen bei uns der italienische Wirt und eine junge weibliche Servicekraft; beide durchaus kompetent und flott, sie freundlich und ohne viele Worte, wĂ€hrend er sein Tun an unserem Tisch mit lustigen SprĂŒchen wĂŒrzte. FĂŒr mich ein bisschen zu dick aufgetragen und einstudiert, aber vielleicht ist der Mann von Haus aus ja wirklich so. Normalerweise hĂ€tte ich den Bereich Service mit dreieinhalb Sternen bewertet, kann dies aber nicht tun. BegrĂŒndung: Knapp eine halbe Stunde nach uns traf eine gröĂere MĂ€nnergesellschaft im Alter so zwischen Ende Zwanzig und Mitte Vierzig ein und bekam den zweiten grossen Tisch (den ersten hatten ja wir zugewiesen. Bis dahin hatten wir den Raum mit vier jĂŒngeren Damen (eine davon sah der Darstellerin der SekretĂ€rin Stockl in meiner Lieblings Vorabend Serie Die Rosenheim Cops tĂ€uschend Ă€hnlich an einem Vierertisch und einem PĂ€rchen an einem Zweiertisch geteilt. Die Herrenrunde mit einem Geburtstagskind in ihren Reihen hatten offensichtlich vor ihrem Eintreffen im Al Binario auf dem St.Ingberter Weihnachtsmark in Sachen Alkoholgenuss krĂ€ftig vorgeglĂŒht und befanden sich schon leicht im Stand der Gnade. Was dazu fĂŒhrte, dass der GerĂ€uschpegel im Raum mit ihrem Eintreffen sehr krĂ€ftig anstieg; in meiner ursprĂŒnglichen Heimat, der Pfalz, hĂ€tte man das Verhalten dieser GĂ€stegruppe mit Sie hawwe die gonz Zeit iwwer gekrische wie die Jochgeier geschildert. Sowohl die Damen wie auch das PĂ€rchen und unsere Rund vermieden es, mit den angezechten Herren auf Konfrontationskurs zu gehen; es hĂ€tte mit Sicherheit auch nichts gebracht ausser bösem Blut und MiĂstimmung allerseits.. Allerdings sollte man von einem Wirt mit Fug und Recht erwarten dĂŒrfen, dass er genug Cojones in der Hose hat, um im Interesse aller anderen GĂ€ste mal zu so einem Tisch mit ĂŒberlauten GĂ€sten zu gehen und dort um umgehende Reduzierung ihrer GesprĂ€chslautstĂ€rke ersucht. Das tat unser Wirt leider nicht, sondern hielt sich, aus welche GrĂŒnden auch immer, total raus. Insofern wurde er diesem Teilbereich von Service nicht gerecht, was meine Bewertung fĂŒr den Service auf einen Stern herunterdrĂŒckt. Und den auch nur weil gestern bei mir Altersmilde und Vorweihnachtsmilde aufeinandertrafen : . Doch nun zu Erfreulicherem, nĂ€mlich dem Essen und Trinken! Was die an unserem Tisch konsumierten Speisen anbelangt, habe ich fast alles behalten, wĂ€hrend ich bei den GetrĂ€nken leider ziemlich passen muss. Da weiss ich nur noch, dass bei den Weinen der Primitivo Don Cosimo Due Palme (Puglio Spitzenreiter war, ansonsten wurden RosĂ©, Averna, Campari, Sherry, Bier mit bzw. ohne Umdrehungen, Mineralwasser und Espresso getrunken. Spitzenreiter bei den Vorspeisen waren eindeutig die Calamari und weit abgeschlagen Bruschetta und Burrata. Bei den Hauptgerichten lagen die Perlhuhnbrust und die Ravioli nach Fischer Art gleichauf, gefolgt von der Kalbsleber alla veneziana; das Schlusslicht bildeten hier abgeschlagen die Tagliatella al Tartuffo Nero . Und bei den Desserts vermochen die Cassata, das Lebkuchen Parfait und ein Schokoladenpudding sowie ein gemischtes Eis (die Name dieser beiden Desserts habe ich vergessen zu punkten. Und was haben die beiden Simbas verzehrt ? Meine liebe Frau trank ihren ĂŒblichen Starter Averna (EUR 4,90 und, als FvD fĂŒr die RĂŒckfahrt ausgekuckt(ich hatte die Hinfahrt bestritten , zu ihrem Essen alkoholfreies GrĂŒndels Classic (EUR 3,60 . Als Vorspeise hatte sie die Bruschetta Classica fĂŒr EUR 7,90 ausgesucht, ihr Hauptgericht war die Kalbsleber alla veneziana mit Rosmarinkartoffeln und GemĂŒse (EUR 26,90 und als Dessert hatte sie sich fĂŒr Hausgemachtes Lebkuchen Parfait (EUR 7,90 entschieden. Die Bruschetta schien eher nicht gefallen zu haben, beim Hauptgericht bemĂ€ngelte sie den Gargrad der Leber; ausserdem waren ihr die gerösteten Zwiebeln etwas zu blass geraten. Das Lebkuchen Parfait dagegen fand sie ausgesprochen gelungen. Mein Starter war ein Karlsberg Weizenbier Hell (0,5l EUR 4,60 und zum Essen hatte ich den Primitivo Don Cosimo (2 x 0,2l zu je EUR 7,40 . Meine Vorspeise waren die Calamari Fritti fĂŒr EUR 15,90, mein Hauptgericht die Hausgemachten Ravioli nach Fischer Art in Scampi Sauce (EUR 18,90 und mein Dessert ein Espresso doppio fĂŒr EUR 3,90. Die Calamari Fritti fand ich geschmacklich gut bis sehr gut, allerdings habe ich die Tuben lieber als Ganzes und nicht wie hier in Ringe geschnitten auf meinem Teller. WĂ€hrend die Ringe sehr gut gegart waren hatten die Ărmchen ein bisschen zu viel Hitze abbekommen, hier wĂ€re weniger mehr gewesen. Die Ravioli, sechs an der Zahl, kamen in einer recht geschmacksfreien SoĂe, die Scampi nicht einmal von Weitem gesehen hatte, daher; dafĂŒr gab es auf einem Löffel gereicht einen feinen Dip. GefĂŒllt waren die Ravioli mit einer Mischung aus feingehacktem Edelfisch und feingehackten kleinen Garnelen. Eigentlich ein sehr feines Gericht, wĂ€re es nicht höchstens lauwarm auf einem kalten Teller zu mir an den Tisch gelangt. So hatte ich nicht allzu viel Freude daran. Meine Frau meinte, ich solle den Teller zurĂŒckgehen lassen; erstens hĂ€tte das wohl zu lange gedauert, bis ich ihn zurĂŒckbekommen hĂ€tte, und zweitens wollte ich nicht noch zusĂ€tzliche Zeit in Gesellschaft der krakeelenden GĂ€ste am Nebentisch zubringen. So habe ich meine lauwarmen und eigentlich fast schon kalten Ravioli brav in mich hineingemĂŒmmelt. Mehr als drei Sterne kriegen die Gerichte der Simbas im Bereich Essen aber nicht. Fazit: Wir hatten ĂŒber die Jahre hinweg mit Blick auf die Kulinarik merklich bessere Weihnachtsessen in angenehmerer Umgebung gehabt; das diesjĂ€hrige zĂ€hlt zumindest fĂŒr meine Frau und mich nicht unbedingt zu den Highlights. Wir zwei werden jedenfalls das Al Binario , das ist absehbar, nicht noch einmal besuchen."