Landau
Pizzeria Da Rocco

Pizzeria Da Rocco

Kramstraße 4, 76829, Landau, Germany

Sushi • Pizza • Pasta • Vegetarisch


"Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist. Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies „Piccolo Paradiso“ nach Landau-Mörzheim seit Herbst vergangenen Jahres in Impflingen verschlagen. Dort können nämlich qualitativ absolut gleichwertige Teigfladen in deutlich gemütlicherem Ambiente genossen werden. Und auch wenn der frühere Herd- und Ofenmeister Serafino, der dritte Stefanizzi-Bruder im Bunde, mittlerweile wieder an die alte Wirkungsstätte nach Landau zurückgekehrt ist und der gute Marco nun alleine in seinem neuen Lokal die Küche schmeißt, zieht es mich nach wie vor eher zu den paradiesischen Pizzen nach Impflingen. Die Sympathien sind da klar verteilt, auch wenn mich der gute Rocco in der Vergangenheit bei der Qualität seiner Speisen nie enttäuscht hat. Mittlerweile ist auch Rocco’s Sohn Domenico fester Bestandteil des Familienbetriebs. Er unterstützt seinen Vater auf freundlich-zugewandte Art und Weise beim Service. Ein echter Zugewinn wie ich finde. Unser Töchterlein hatte nach dem Besuch des Landauer Zoos Hunger auf Nudeln mit tomatisierter Hackfleischsoße. Die Pizzeria Paradiso da Marco zu Impflingen war aber leider schon komplett ausreserviert, weshalb mir spontan einfiel, bei seinem Bruder Rocco anzurufen und bei ihm einen Tisch für zwei Personen und ein Kleinkind zu erbeten. Das klappte genauso problemlos wie der kurze Spaziergang vom Zoo in die nahegelegene Kramstraße. Den Kinderwagen stellten wir nebenan, im zur Trattoria dazugehörenden Hauseingang ab und betraten als erste Gäste des noch frühen Abends den mittlerweile wieder komplett in weiß gehaltenen Gastraum. Keine Sorge, die Devotionalien aus der Heimat Apulien künden noch immer in der Glasvitrine gleich neben dem Eingang von der Herkunft und den Leidenschaften Familia, Fußball, Ferrari, etc. der Inhaber. Auch die rot-weiß-karierten Tischdecken mit schützendem Papierüberzug und die Bilder von James Dean und Elvis Presley an den Wänden halten nach wie vor wacker die Stellung. Der stattliche Holzofen lief drinnen schon heiß. Ein emsiger Pizzaiolo wirbelte hinter der von einer Glasscheibe abgetrennten Pizzatheke mit viel Geschick den Teig durch die Luft, um ihn weiter auszubreiten. Das weckte natürlich das Interesse unserer Kleinen, die der Teigfladenshow aus nächster Nähe beiwohnte. Auch ich schaute dem illustren Treiben des Hefeteigakrobaten gerne zu, der mit sicherer Hand die richtigen Belagvarianten aus den sauber aneinander gereihten Zutatenschüsseln auf die dünnen Böden zauberte. Ich wunderte mich ein wenig, dass am Pizzaofen schon Hochbetrieb herrschte, obwohl außer uns noch niemand im Lokal saß. Das klärte sich jedoch schnell auf, als diverse Abholer an der Theke vorstellig wurden und kurz darauf der hauseigene Lieferservice mit einer großen Menge in Karton gepackter Teigfladen seine Mission durch Landau und Umgebung startete. Der Bringdienst scheint sich zu lohnen, erfuhren doch die für den Außer-Haus-Verzehr etwas günstiger angebotenen Pizza- und Pastagerichte viel Zuspruch. Im Lokal selbst ging es angenehm entspannt zu. Nach und nach verirrten sich noch ein paar weitere Gäste hierher. Da hatten wir aber längst unsere Bestellung getätigt. Eine kleine Apfelschorle 0,3l für 3 Euro fürs Kind, eine große für meine Frau 0,4l für 4,50 Euro und ein kleines Lord-Pils vom Fass aus dem Hause Bellheimer 0,3l für 3 Euro stellten sich zeitnah in den Dienst der Durstlöschung. Meine Frau setzte auf Altbewährtes und blieb ihren geliebten Rigatoni all‘Arrabiata 12 Euro treu. Das Töchterlein durfte sich an einem gemischten Nudelsatz Orecchiette und Casarecce mit Hackfleischsauce 10 Euro „bolognesieren“. Selbst für Landauer Verhältnisse empfand ich den Preis für die schmale Kinderportion ganz schön happig. Nun gut, die Pacht an der Kramstraße muss schließlich auch entrichtet werden. Mich gelüstete es nach einer zusammengeklappten „Hand- und Hosentaschenpizza“, einer als Calzone bezeichneten Teigspezialität neapolitanischen Ursprungs, die angeblich nur erfunden wurde, um die Pizza ohne Besteck bzw. aus der Hand essen zu können. Mein aus Teig geformter Halbmond mit sorgsam verschlossener „Randerscheinung“ nannte sich „Pino Parisi“, kostete in der Large-Version geschmeidige 16 Euronen und zählte Tomatensauce, Mozzarella, Bolognese, Ei, Schinken, Salami und Champignons zu seinen inneren Werten. Eine mit Käse gratinierte, tadellos aufgeblähte Pizzatasche wurde mir in der Folge serviert. Gut, dass ich bei der üppigen Ration keine Vorspeise geordert hatte. Sonst wäre ihr Komplettverzehr wahrscheinlich zur Mammutaufgabe avanciert. Ansonsten erfüllte die schmackige Faltteigbackware bravourös meine kulinarischen Erwartungen. Sie überzeugte mit würzig-süffiger Füllung und einer knusprig gebackenen Hülle. Der geschmolzene Mozzarella-Käse umspielte sanft seine deftigen Gefährten. Die gut abgeschmeckte, fruchtige Tomatensauce à la Rocco konterte die Würze von Bolo, Schinken und Salami mit angenehmer Säure. Zusammen mit dem in kleine Scheiben geschnittenen, hartgekochten Ei geriet die stramm „umami-sierte“ Einlage zur vollmundigen Angelegenheit, deren Verzehr die reinste Wohltat war. Ich fühlte mich kulinarisch in bester „geschlossener“ Gesellschaft. Die Arrabiata-Pasta, die sich meine Gattin einverleibte, machte ihrem Namen alle Ehre und brachte ihre Papillen mächtig in Rage. Kritik gab es lediglich über die doch sehr übersichtlich angelegte Nudelportion. Da lagen früher deutlich mehr „al dente“ geköchelte Röhren im weißen Rund. Selbst mit den zusätzlich verzehrten Pastarelikten unserer Kleinen, die ihren Nudelteller nicht ganz schaffte, war das für meine Frau ein nicht besonders sättigendes Mahl. Den auf der Speisenkarte abgedruckten Zusatz „Primi Piatti“ sollte man bei den Pastagerichten also eher als Aufforderung verstehen, um danach noch eine Piccata Milanese oder eine Scaloppina Gorgonzola nachzuschieben. Vielleicht beim nächsten Mal dann. Die Trattoria gehört nach wie vor zu den helleren Sternen am Landauer Pizza- und Pastahimmel. Die Preise haben sich inflationsbedingt auf einem nachvollziehbaren Niveau eingependelt. Wer abholt oder liefern lässt, spart sich zwar ein paar Euro, muss aber auch auf die Tricks des Teigwurfprofis am Holzofen verzichten. Über das Ambiente scheiden sich hier seit vielen Jahren die Geister. Richtig gemütlich geht natürlich anders, aber das machen die Stefanizzis mit süditalienischer Gastfreundschaft wieder wett. Als Alternative zu dem von Bruder Marco geführten Pizzaparadies in Impflingen geht das „Da Rocco“ allemal durch. Mit dem sympathischen Serafino Stefanizzi steht hier schließlich ein echter Profi am Herd. Und sein mit den Jahren etwas ruhiger gewordener Bruder Rocco gibt am Empfang den routinierten Padrone der alten apulischen Schule. Denn wer 36 Jahre lang erfolgreich in der Landauer Kramstraße am Holzofen die Stellung hält, der macht ganz viel richtig."

Zur Blum

Zur Blum

Kaufhausgasse 9, 76829 LANDAU IN DER PFALZ, Landau, Germany

Suppe • Deutsch • Mittagessen • International


"…und das kann in der Weinstube Zur Blum in der Landauer Altstadt schon mal zu einer gewissen Geräuschkulisse führen. Das von Hans Alexander seit 2001 geführte Weinlokal blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits im 17.Jahrhundert betrieb man hier im Erdgeschoss des Frank-Loeb’schen-Hauses eine sogenannte „Restauration“. Der Name „Blum“ geht angeblich auf die erste Wirtin des gemütlichen Weintreffs zurück.   Mein letzter Bericht über die „Blum“ liegt schon ein paar Jahre zurück. Was jedoch nicht heißt, dass ich seit dem Sommer 2015 nicht mehr dort eingekehrt bin. Wer mag, kann da eine ausführlichere Abhandlung zur besonderen Historie des Gebäudes und den äußeren Umständen – Innenhof mit Overflair! – nachlesen.   In der Küche steht seit dem Tod von Brigitte Alexander, der leider bereits verstorbenen Frau des Wirtes, eine Portugiesin. Die war früher Küchenhilfe von Frau Alexander und führt ihr kulinarisches Erbe sozusagen fort. Wenn auch mit deutlich spürbarem portugiesischem Einschlag.   Nun hat es uns in den letzten Monaten gleich zweimal dorthin verschlagen. Es waren zwei Spontanbesuche, bei denen wir trotz fehlender Reservierung auf höchst glückliche Weise einen Tisch ergattern konnten. Normalerweise ist jene nämlich oberste Gästepflicht.   Im September wurde kurz vor unserem Erscheinen ein Zweiertisch frei. Das war sozusagen eine „Just-in-Time-Belegung“. Ein paar Minuten später und der fiese Atem des „Fliegenden Italieners“ um die Ecke hätte uns vielleicht erfasst.   Vor ein paar Tagen war es dann eine „No-Show“, die uns unverhofft dort einkehren und auch bleiben ließ. Spätestens da war mein Entschluss zu diesem Rezensions-Update gefallen. Auf Pfälzer Weinstubenterrain fühle ich mich ein wenig wohler als in Kölner Brauereigaststätten, aber wem sag ich das.   Rückblende (weil Retro-Rezensionen auf GG derzeit schwer angesagt sind und ich über meinen damaligen RK-Bericht vom September 2011 „gestolpert“ bin… :   Damals hatte ich als Vorspeise eine erdig-würzige Rote-Beete-Suppe mit frischem Meerrettich und den Salat mit gebratenen Putenstreifen. Das legendäre Hausdressing von damals hat übrigens bis heute überdauert und den famos angerichteten Feldsalat mit Speck, Croutons, Apfelstücken und Granatapfelkernen (8,60 Euro , den wir uns Anfang Dezember als Vorspeise geteilt haben, veredelt.   Auch die Muscheln im Riesling-Gemüse-Sud, die sich seinerzeit mein Vater munden ließ, stehen heute noch manchmal als saisonales Schalentiergericht in leicht krakeliger Kreideschrift auf der großen Wandtafel mit den Empfehlungen. Sowieso kommt man hier um die Entzifferung von Handgeschriebenem nicht herum.   Neben den Tages-Tipps wird einem die Standardkarte als vollgekritzelte DIN-A4-Seite auf dem Klemmbrett gereicht. Darauf stehen herzhafte Fleischklassiker wie Saumagen auf Rieslingkraut (11,90 Euro oder Rumpsteak vom Weiderind (ca. 220 Gramm mit frischem Meerrettich bzw. Knobi-Kräuter-Butter (21,10 Euro gelistet. Aber auch zwei Sorten Flammkuchen, Quiche Lorraine oder das legendäre Stielkotelett vom Schwein – na klar, paniert! – was denn sonst? – sind schon seit Jahren fest auf der kulinarischen Festplatte der Blum gespeichert.   Eine kleine, übersichtliche Auswahl, die einem die Entscheidungsfindung nicht noch schwerer machte als unbedingt nötig. Das galt auch für das Angebot an offenen Weinen. Die üppig bestückte Flaschenweinkarte ließ da deutlich mehr Spielraum für Entschlussschwache zu. Bei unseren beiden Besuchen genossen wir den offen ausgeschenkten Saint-Chinian (0,25l für 5,90 Euro , ein samtiger Südwestfranzose, der tiefrot im Glas schwappte. Daneben beruhigte die obligatorische Flasche Mineralwasser der Marke Gerolsteiner (0,7l für 4,80 Euro unser durstiges Gewissen.   Zwei mit schmackhaftem Hausdressing (herrliche Senfnote! angemachte Beilagensalate zu jeweils 4,90 Euro später wurden uns die mit Spaghetti versehenen Miesmuscheln nach portugiesischer Zubereitungsart kredenzt. Allein der nach Estragon duftende Sud machte diesen vollmundigen Herbstteller zum „Schmackofatz of the week“ und hätte jeder landläufigen Pastavariation italienischer Provenienz die Stirn geboten.   Am Nikolausabend, als nebenan auf dem Rathausplatz die wenig besinnlichen Frittierkommandos des Weihnachtsmarktes die kalte Luft mit ihrem penetranten Fettdunst schwängerten, warteten wir ganz entspannt in der heimeligen Weinstube auf unser Abendmahl. Meines hatte richtig Sti(e l und zwar in Form eines panierten Koteletts (10,90 Euro , das mir gegen einen Obolus von 4,90 Euro mit beherzt gesalzenen Bratkartoffeln serviert wurde.   Kaum hatte ich das legendäre „Handschriftgericht“ der Blum bestellt, hörte ich es in der Küche fleißig klopfen. Kein Wunder fiel das Fleisch auffallend zart aus. Optimale Schnittstärke und ausreichend Fett sorgten für die nötige Saftigkeit. Unter der krossen Panade ging es angenehm würzig zu. Salz, Pfeffer und Paprika hatte das wahrscheinlich trockengepökelte Schweinestück in optimaler Dosis vor seinem Gang auf der Paniermeile erhalten. Nur bei den Bratkartoffeln war wohl die Köchin etwas zu verliebt. Deren Salzwürze hätte deutlich subtiler ausfallen können, ja müssen.      Die Frau an meiner Seite konnte zu den Spaghetti mit Grünkohl-Pilz-Carbonara (15,90 Euro schon allein aus norddeutscher Gewohnheit nicht „Nein“ sagen. Ihr Lieblingsgemüse findet man schließlich bei uns nicht ganz so häufig auf den Speisezetteln gutbürgerlicher Weinstubenküche. Gut, die Nudeln hätten ein paar Minuten früher aus dem Kochwasser geholt werden können, aber ansonsten hatte sie an ihrer Veggie-Carbonara wenig auszusetzen.   In der Summe überwog an beiden Abenden der Genuss, denn uns haben die kleineren Versehen beim Essen nicht im Geringsten die Laune verdorben. Für uns ist die Blum nach wie vor eine der urigsten Weinadressen Landaus, die mit hohem Geselligkeitsfaktor, saisonal-regional inspirierter Hausmannskost und einem herausragenden Weinangebot jeden Zech-Gourmand zum längeren Verweilen einlädt. Nur eines sollte man hier definitiv nicht sein: geräuschempfindlich!"

Bibulum

Bibulum

Rathausplatz 1, 76829, Landau in der Pfalz, Rhineland-Palatinate, Germany

Cafés • Kaffee • Getränke • Fast Food


"Seit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.   Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17. Jahrhundert angelegten Paradeplatz sind an lauen Sommerabenden sehr beliebt und bilden zusammen mit dem Café Mago und der Segafredo Espresso Bar die größte zusammenhängende Freiluftgastronomie der Innenstadt.         Aus der Kaffee Kneipe mit Cocktail Hintergrund ist seit dem aufwendigen Umbau im März dieses Jahres ein ernst zu nehmendes Speiselokal geworden. Eins, das vor allem durch seine hausgemachte Pasta auf sich aufmerksam macht. Eine ehemalige Kollegin, die mittlerweile ihren verdienten Ruhestand genießt, gab mir den Tipp.   Und so kam es, dass wir an einem schwülwarmen Freitagabend dort aufschlugen. Die meisten Gäste saßen noch draußen, was sich im Laufe des Abends aufgrund eines heftigen Gewitters noch ändern sollte.   Unserem Eintritt folgte sogleich der Wow Effekt. Kollege Borgfelder würde wohl beim Anblick der stilvoll designten Hängeleuchten von einem ausgefeilten Lichtkonzept sprechen. Auch die schmalen, von der dunklen Decke baumelnden Stabzylinder, die den Thekenbereich illuminieren, zeugen von geschmackvoller Raumausleuchtung.   Bequem gepolsterte Schalenstühle auf der einen und nicht minder komfortable Wandbänke auf der anderen Seite der mit heller Holzplatte ausgestatteten Bistrotische sorgen für ausgesprochen entspannte Sitzverhältnisse.   Hat man den Thekenbereich mit seinem auf Hochglanz polierten Kaffeemaschinenmonster linkerhand passiert, trifft man im hinteren Bereich des Gastraumes auf die offene Küche, durch deren Glasscheiben der Blick sofort auf das Nobelpastagerät fällt. Nudelmacher und Chefkoch Alberto werkelt hier mit solch stoischer Gelassenheit, dass es eine wahre Freude ist, ihn bei seiner Arbeit zu beobachten.   Ein Hauch vom ehemaligen Weinkontor Null41 (jetzt „Sinnesrausch“ wehte durch das schicke Bistro und spätestens beim Anblick der süßen Preziosen aus der Glasvitrine wurde uns ganz warm ums Herz. Zeichnete sich doch unter anderem die Elsässer Ausnahmepatisserie Rebert aus Wissembourg für die kleinen Törtchen verantwortlich. Unser Nachtisch war da schon beschlossene Sache.   Die jungen Mädels vom Service machten ihre Sache richtig gut. Besonders als das Gewitter hereinbrach und viele Gäste ins Innere flüchteten, sorgten sie für Ordnung im Chaos. Man reichte uns die Speisenkarten im DIN A5 Format. Gleich auf Seite 1 geht’s zu den Nudeln. Immer drei verschiedene Pastasorten, die täglich frisch hergestellt werden, stehen zur Auswahl. Diese lassen sich auf fünf verschiedene Arten kombinieren. Dabei wird auf Saisonalität und Regionalität großen Wert gelegt.   Die junge Dame vom Service zeigte uns auf einem kleinen Tellerchen die Sorten des Tages. Casarecce (sizilianische Rollpasta , Radiatori (geriffelte „Heizkörpernudeln“ und Linguine konnten beispielsweise mit einer Bolognese vom Bio Rind (10,90 Euro , gebratenen Pfifferlingen (12,90 Euro oder gegrillter Aubergine, Tomate und Mozzarella (8,90 Euro bestellt werden. Dass man sein Mehl aus der regional bekannten Kügler Mühle aus Siebeldingen (Bierprojekt Landau bezieht, ist schon eine Erwähnung wert, da hier scheinbar schon bei den Grundprodukten der Qualitätsaspekt eine große Rolle spielt.   Neben einer kleinen Auswahl an Saisonalitäten sind es vor allem die Kleinigkeiten, wie z.B. Focaccia in diversen Ausführungen, Büffelmozzarella mit Tomaten und Basilikum, hausgemachter Hummus oder Thunfischcreme mit Kapern und Zitrone, die sich wunderbar zu einem guten Glas Wein genießen lassen.   Im offenen Ausschank Portfolio sind mit Pfaffmann (Walsheim , von Buhl (Deidesheim , Münzberg (Landau Godramstein und Gies Düppel (Birkweiler namhafte Winzer aus Südpfalz und Mittelhaardt vertreten. Und das zu Viertelpreisen, die zwischen 5 und 6 Euro oszillieren. Aber auch gute Flaschenware lässt sich hier erstehen.   Mit dem saftig opulenten Grünen Veltliner vom Weingut Gerhard Klein aus Hainfeld (22 Euro oder dem cremig feinen Suez Riesling vom Weingut Reichsrat von Buhl (25 Euro hat man äußerst gästefreundlich kalkulierte Bouteillen im Programm. Einer ausgeglichenen Kork Life Balance steht also nichts im Wege.   Und wer partout nicht auf die exquisiten Rebsäfte abfährt, der bestellt sich eben ein süffiges Göcklinger Helles von der gleichnamigen Hausbrauerei, die für beste Pfälzer Hopfenerzeugnisse bekannt ist. Das frisch gezapfte Regionalbier, das ganz ohne “Craftmeierei“ auskommt, wird hier schoppenweise für 4 Euro angeboten.   Wer kann solche Angebote schon ausschlagen? Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser von alwa (4,90 Euro ließ sich der sommerliche Durst gut in den Griff kriegen. Feste Nahrung wurde in Form einer zitronig frischen Thunfischcreme (4,90 Euro vorweg sowie der Casarecce Pasta mit Bolognese Sauce für mich und der vegetarischen Variante mit Aubergine, Tomate und Mozzarella für meine Frau geordert.   Beim Besuch im November entschied ich mich für den Feldsalat mit Speck und Kracherle (7,90 Euro sowie die Conchiglie – eigentlich von der Größe her eher Conchigliette – mit Rinderhackbällchen in Tomaten Gemüse Sauce (10,90 Euro . Meiner Liebsten war der mit Tomatenpesto servierte Hummus (4,90 Euro als Vorspeise gerade recht. Ihre Spaghetti wollte sie mit gebratenem Spitzkohl, Kapern und Zitronensauce (8,90 Euro haben.   Was ich an frischer Pasta so schätze, ist diese latent mürbe Konsistenz, die industrielle Standardware nie erreicht. Denn auch zwischen „bissfest“ und „verkocht“ gibt es texturelle Feinheiten, die einem erst frisch hergestellte Nudeln eröffnen. Außer diesen wirklich hervorragenden Vertretern aus dem Hause Bibulum, waren es die stimmigen Arrangements, mit denen sie serviert wurden. Sowohl die Bolo vom Bio Rind als auch die ungemein schmackhafte Tomaten Gemüse Sauce zeugten von sicherer Hand beim Abschmecken und einem intensiven Fond ament.   Von der süffig säuerlichen Thunfischcreme über den mit zupackender Vinaigrette angemachten Feldsalat, den fluffig buttrige, von Küchenchef Alberto frisch zubereitete Focaccia Croutons – übrigens immer noch eines meiner liebsten Entrees im Herbst veredelten, bis hin zum cremigen, mit Zitronensaft und Kapern verfeinerten Hummus, waren alle hier verschmausten Vorspeisen aus der Rubrik „Genuss ohne Reue“. Einfache Gerichte, diese aber mit Verschlinggarantie auf den Teller gebracht.   In die gleiche Geschmackskerbe schlugen die Pastagerichte. Frühlingszwiebeln, Sprossen, Cocktailtomaten und Petersilie ließen auf meinem Bolo Teller frische Akzente aufblitzen. In Verbindung mit der würzigen Sauce, dem gereiften Parmesankäse und den wunderbar zarten Nudeln ergab das ein wahres Wonnegericht, das mich in Verzückung setzte. Sicher einer der großen Vorzüge der italienischen Küche, die es wie keine zweite versteht, vermeintlich einfache Allerweltszutaten in eindrucksvolle Gaumenerlebnisse zu verwandeln.   Auch die Rinderhackbällchen, welche als wohlschmeckende Fleischdreingabe meine muschelförmigen Conchigliette adelten, hatten dieses intensive Rindsaroma, was auf die Verwendung hochwertigen Fleisches schließen ließ. Der eigentliche Star auf dem Teller war dennoch ein anderer. Die alles wunderbar einfangende Tomaten Gemüse Sauce war nämlich von derart viel Überschmeck gesegnet, dass sie zusammen mit dem nicht schüchtern darüber geraspelten Parmesankäse den Umami Faktor in himmlische Höhen trieb.       Die junge Dame, die mir an beiden Abenden in freundlicher Gesinnung gegenübersaß, war genauso begeistert von ihren Pastatellern. Selbst sie als „die hard“ Sapori d’Italia Fan (unser Landauer Lieblingsitaliener aus der Trappengasse musste zugeben, dass wir mit dem Bibulum eine echte Alternative in Sachen Nudelfreude gefunden hatten.   Das aus zwei Sorten Schokomousse bestehende, auf Biscuit Madeleine Basis geschichtete Törtchen zum Dessert war von einem angenehm säuerlichen Himbeerspiegel überzogen. Ein paar Tage später kamen wir zufällig in Wissembourg bei seinem Erschaffer, der berühmten Patisserie von Daniel Rebert, vorbei. Zu meinem Erstaunen verlangte man im Bibulum den gleichen Preis, wie wenn man die „Emmanuel“ getaufte Köstlichkeit vor Ort verzehrt hätte, nämlich gerade mal 4,50 Euro. Die Frage, ob wir in Zukunft extra ins Elsass fahren müssen, um in den Genuss dieser süßen Verführungen zu kommen, stellt sich nun nicht mehr.   Fazit:   Scheinbar geht die Kombination aus einer jungen, motivierten Servicemannschaft und einem erfahrenen Italiener am Herd gut auf. Ohne Reservierung wird es abends schwer einen der wenigen Tische zu ergattern. Das Angebot an Speisen ist übersichtlich, aber mit Bedacht zusammengestellt. Die Verwendung regionaler Zutaten findet im saisonalen Wechsel statt und ist ein Garant für Produktfrische. Die Weinkarte ist derart fair kalkuliert, dass wir beim nächsten Besuch wohl den ÖPNV in Erwägung ziehen. Bereicherung für Landau. Empfehlung für Nudelfreunde."